• Home
  • Standpunkt
  • Klimaforschung
  • Klimasystem
  • Klimavergangenheit
  • Klimazukunft
  • Klimafolgen

On this page

  • Der zusätzliche Treibhauseffekt

Anthropogene Treibhausgase

2-2-7 - Anthropogene Treibhausgase

Der vom Menschen verursachte Anstieg langlebiger Treibhausgase verstärkt den natürlichen Treibhauseffekt – derzeit der zentrale Motor des Klimawandels.

Der zusätzliche Treibhauseffekt

Treibhausgase – seit Beginn ein Bestandteil der Erdatmosphäre – lassen die kurzwellige Einstrahlung der Sonne weitestgehend unverändert durch, absorbieren jedoch starke Anteile der langwelligen Wärmeausstrahlung der Erde ins Weltall. Aktuell steigt die Dichte dieser Spurengase durch intensive Nutzung von fossilen Energieträgern markant an.

Alle im Artikel „Natürliche Treibhausgase“ angeführten Gase (H2O, CO2, N2O, O3, CH4) sind derzeit auch von menschlichen Aktivitäten mitbeeinflusst. Fluorkohlenwasserstoffe (FCKW), die neben ihrer zerstörerischen Wirkung auf die Ozonschicht der Stratosphäre auch als Treibhausgase klimawirksam sind, werden sogar zur Gänze vom Menschen in die Atmosphäre eingebracht. Die menschlichen Aktivitäten, mit denen die Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen sind je nach Treibhausgas unterschiedlich, was man am besten im Vergleich von Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) aufzeigen kann.

Wohlstandsprodukt CO2

Im Fall des CO2 sind es vor allem drei Hauptverursacher, die das Gas direkt in die Atmosphäre bringen: Die fossilen Energieträger Kohle, Erdöl und Erdgas. Diese Kohlenstoffträger wurden im Lauf von Jahrmillionen der Erdgeschichte durch Assimilation gebildet und abgelagert. Da wir Menschen den Kohlenstoff nun in vergleichsweise extrem kurzer Zeit durch Verbrennen wieder als CO2 der Atmosphäre zuführen, kommen die natürlichen Auslagerungsmechanismen mit diesem Tempo nicht mit und das CO2 reichert sich in der Atmosphäre an. Problematisch ist dabei, dass in der industrialisierten Welt die intensive Nutzung fossiler Energieträger auf grundlegende Art mit Wohlstand, Mobilität und Komfort verbunden ist.

Auf eine noch fundamentalere Art mit der menschlichen Existenz ist das zweitwichtigste langlebige Treibhausgas CH4 verknüpft (Abbildung 1). Es entsteht hauptsächlich bei Umwandlung von pflanzlicher oder tierischer Materie unter Abwesenheit von Sauerstoff. Also nicht Verbrennen steht hier im Vordergrund, sondern Verfaulen, Vermodern, Verdauen. Der Name Sumpfgas nennt bereits eine wesentliche Quelle für CH4: Die Methanerzeugung aus abgestorbenen Pflanzenresten in Mooren ist ein natürlicher Prozess. Auch in Reisfeldern oder in Rindermägen entsteht Methan, was jedoch eng mit menschlichen Aktivitäten verknüpft ist. Bei der Förderung fossiler Energieträger wird ebenfalls Methan frei, das bei deren Bildung mitentstanden ist.

Wie viel Methan taut aus Permafrostböden?

Im Hinblick auf die natürliche Methanquelle, die Pflanzenverrottung im Wasser, spielt der Mensch eine ambivalente Rolle. Einerseits wurden Feuchtraumgebiete in starkem Maß trockengelegt. Der Bogen reicht dabei von Flussauen, die Regulierungen oder der Landgewinnung für Ackerbau zum Opfer gefallen sind, bis zur aktiven Trockenlegung saurer Wiesen. Andererseits trägt die globale Erwärmung zum Auftauen der Permafrostgebiete in hohen geografischen Breiten bei, wodurch neue potenzielle Methanquellen entstehen. Es ist wissenschaftlich allerdings noch nicht vollständig geklärt, inwieweit die gleichzeitige Verdichtung der Pflanzendecke den Effekt abpuffern kann.

Globales Methan-Budget für den Zeitraum 2008 bis 2017

Abb. 1: Globales Methan-Budget für den Zeitraum 2008 bis 2017. Methan-Bestände (-Flüsse) in Mio. Tonnen (pro Jahr) sind Mittelwerte bzw. um Ausreißer bereinigte Bandbreiten der jeweiligen Abschätzungen. (Canadell u.a. 2021, Fig. 5.14).

Die Beispiele Reisanbau und Rinderzucht weisen auch auf eine ganz andere Problematik hin, die sich bei weiter zunehmender Erdbevölkerung verschärfen wird: Diese Methanquelle ist unmittelbar mit der Ernährung der Bewohner unseres Planeten verknüpft.

Warum ist CO2 so klimaaktiv?

Jedes der Treibhausgase hat ein unterschiedliches Treibhauspotenzial. Dieses Potenzial ergibt sich aus dem Prozentsatz der Strahlung, den ein Treibhausgas je Wellenlänge absorbiert, wie breit seine Absorptionsbande ist und an welcher Stelle im Ausstrahlungsspektrum der Erde es sich befindet. Das Treibhauspotenzial des CO2 ist übrigens das schwächste von allen untersuchten klimaaktiven langlebigen Spurengasen. CH4 (Methan) ist 28-mal, N2O (Lachgas) 273-mal und halogenierte Treibhausgase (z.B. FCKWs) sogar bis zu 16.000-mal so wirksam wie CO2.

Warum führen wir dann das Kohlendioxid als das primäre langlebige Treibhausgas? Die Antwort liegt in der sehr unterschiedlichen Verdünnung, in der die Spurengase in der Atmosphäre vorkommen (s. auch Tabelle 1): Mit einer mittleren jährlichen, globalen Dichte von ca. 423 ppm (parts per million, Teile pro Million, 10-6) für 2024 gibt es in der Atmosphäre wesentlich mehr CO2 als das zweithäufigste Treibhausgas CH4. Dieses kommt etwa 220-mal seltener vor, wird in ppb (parts per billion, Teile pro Milliarde, 10-9) gemessen und 2024 bei ca. 1.930 ppb. N2O ist etwa 1.000-mal seltener als CO2 und für die so klimaaktiven FCKWs benötigt man sogar die Skala ppt (parts per trillion, Teile pro Billion, 10-12).

Tab. 1: Wirksamkeit langlebiger Treibhausgase (Smith et al., 2021; Forster et al., 2025).

Treibhausgase Potenzial (relativ zu CO2 (= 1) über einen Zeithorizont von 100 Jahren) Konzentration 2024 Strahlungsantrieb 1750-2024 (W/m²)
CO2 1 423 ppm +2,33
CH4 28 1930 ppb +0,57
O3 +0,50
Halogenierte THGs 0,02 - 16000 0,1 - 543 ppt +0,41
N2O 273 338 ppb +0,23

Die Wichtigkeit eines Treibhausgases für die Klimabeeinflussung ergibt sich erst aus der Kombination von Potenzial und Verdünnung. Dafür hat sich in der Wissenschaft der englische Ausdruck „effective radiative forcing“ (effektiver Strahlungsantrieb) eingebürgert. Darunter versteht man den Antrieb für die Klimaerwärmung zur direkten Vergleichbarkeit mit der Sonneneinstrahlung in Energie- bzw. Leistungseinheiten W/m². Auf dieser Skala liegt nun erwartungsgemäß bei den langlebigen Treibhausgasen das CO2 klar in Führung (siehe Tabelle 1). Es gibt allerdings auch negative Antriebe, die zum Teil auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind, bspw. flüssige oder feste Schwebeteilchen (Aerosole).

Literatur:

Böhm R. (2010): Heiße Luft – nach Kopenhagen. Reizwort Klimawandel. Fakten – Ängste Geschäfte. 2. Aufl. Wien, Klosterneuburg: Va Bene, 280 Seiten, ISBN 978-3-85167-243-5

Buchal C., Schönwiese C. (2010): Klima. Die Erde und ihre Atmosphäre im Wandel der Zeiten. Berlin: Helmholtz-Gemeinschaft, 206 Seiten, ISBN 978-3-89336-589-0

Canadell, J.G., P.M.S. Monteiro, M.H. Costa, L. Cotrim da Cunha, P.M. Cox, A.V. Eliseev, S. Henson, M. Ishii, S. Jaccard, C. Koven, A. Lohila, P.K. Patra, S. Piao, J. Rogelj, S. Syampungani, S. Zaehle, and K. Zickfeld (2021): Global Carbon and other Biogeochemical Cycles and Feedbacks. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S.L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M.I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T.K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, pp. 673–816, doi:10.1017/9781009157896.007.

Crowley T.J. (2000): Causes of climate change over the past 1000 years. Science 289, 270–277, doi:10.1126/science.289.5477.270

Forster, P., T. Storelvmo, K. Armour, W. Collins, J.-L. Dufresne, D. Frame, D.J. Lunt, T. Mauritsen, M.D. Palmer, M. Watanabe, M. Wild, and H. Zhang (2021): The Earth’s Energy Budget, Climate Feedbacks, and Climate Sensitivity. In Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S.L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M.I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T.K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, pp. 923–1054, doi:10.1017/9781009157896.009.

Forster, P. M., Smith, C., Walsh, T., Lamb, W. F., Lamboll, R., Cassou, C., Hauser, M., Hausfather, Z., Lee, J.-Y., Palmer, M. D., von Schuckmann, K., Slangen, A. B. A., Szopa, S., Trewin, B., Yun, J., Gillett, N. P., Jenkins, S., Matthews, H. D., Raghavan, K., Ribes, A., Rogelj, J., Rosen, D., Zhang, X., Allen, M., Aleluia Reis, L., Andrew, R. M., Betts, R. A., Borger, A., Broersma, J. A., Burgess, S. N., Cheng, L., Friedlingstein, P., Domingues, C. M., Gambarini, M., Gasser, T., Gütschow, J., Ishii, M., Kadow, C., Kennedy, J., Killick, R. E., Krummel, P. B., Liné, A., Monselesan, D. P., Morice, C., Mühle, J., Naik, V., Peters, G. P., Pirani, A., Pongratz, J., Minx, J. C., Rigby, M., Rohde, R., Savita, A., Seneviratne, S. I., Thorne, P., Wells, C., Western, L. M., van der Werf, G. R., Wijffels, S. E., Masson-Delmotte, V., and Zhai, P.: Indicators of Global Climate Change 2024: annual update of key indicators of the state of the climate system and human influence, Earth Syst. Sci. Data, 17, 2641–2680, doi:10.5194/essd-17-2641-2025, 2025.

IPCC (2021): Summary for Policymakers. In: Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S.L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M.I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T.K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, and B. Zhou (eds.)]. Cambridge University Press, Cambridge, United Kingdom and New York, NY, USA, pp. 3−32, doi:10.1017/9781009157896.001.

NOAA: Trends in Atmospheric Carbon Dioxide. http://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends, abgerufen am 28.07.2022

NOAA: Trends in Atmospheric Methane. https://gml.noaa.gov/ccgg/trends_ch4/, abgerufen am 28.07.2022

Ruddiman W.F. (2008): Earth’s climate. Past and future. 2. Aufl. New York: Freeman, 465 Seiten, ISBN 978-0-7167-8490-6

Smith, C., Z.R.J. Nicholls, K. Armour, W. Collins, P. Forster, M. Meinshausen, M.D. Palmer, and M. Watanabe, 2021: The Earth’s Energy Budget, Climate Feedbacks, and Climate Sensitivity Supplementary Material. In Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Contribution of Working Group I to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S.L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M.I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T.K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, and B. Zhou (eds.)].

Back to top